Im Jahr 1945 ist Deutschland nicht nur militärisch besiegt, es ist auch moralisch gestrandet. Aus dem Volk der Dichter und Denker ist das Volk der Richter und Henker geworden. Wie konnte das geschehen? Wie wurden aus unauffälligen Mitbürgern Täter? 1961 beginnt in Israel der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Wie wurde aus dem durchschnittlichen jungen Mann aus Solingen, aufgewachsen in Linz, Vertreter bei Vacuum-Oil, die monströse Figur Adolf Eichmann, der am Schreibtisch den Völkermord an den europäischen Juden organisiert?

Die Verhörprotokolle dienen dem Dokumentarstück „Bruder Eichmann“ als Grundlage. Kipphardt begnügt sich nicht damit, eine Nazi-Größe moralisierend zu verurteilen, sondern geht der „Banalität des Bösen“ (Hannah Arendt) nach. Seine „Topographie eines bürgerlichen Pflichtmenschen“ (Kipphardt) stellt bohrend zeitlose Fragen, obwohl sie ganz konkret in Geschichte und Gegenwart verankert sind. Ein seit der Uraufführung 1983 klassisch gewordenes Stück der Gegenwarts-Dramatik.

Ort
Theater Hof, Studio

Dauer
Ca. 85 min ohne Pause

Weitere Informationen
https://www.theater-hof.de/