Vor der Deportation: Verbot des Schulbesuchs, später begrüßt als „alte Bekannte“

Die Elisabeth-Block-Schule in Rosenheim erinnert jedes Jahr an das Schicksal ihrer Namensgeberin. 2025 geschah dies mit einer Theateraufführung des Jungen Theaters Rosenheim. „Ich werde, hoffe ich…“ lautet der Titel des Stücks, das Auszüge der Tagebücher von Anne Frank und Elisabeth Block präsentiert.

Theaterstück und Nachgespräch

Zweimal spielte Livia Schoeler im Februar 2025 das „Klassenzimmerstück“ im Musiksaal der Rosenheimer Mädchenrealschule vor den 9. Klassen. Im Anschluss gab es jeweils ein 30minütiges Gespräch, in dem die Theaterpädagogin zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Schwankl mit den Schülerinnen ein Notfallinstrumentarium gegen Ausgrenzung erarbeitete. „Man muss nicht besonders mutig sein, um etwas zu tun.“, so die zentrale Aussage.

Die gekonnt dramaturgisch in Szene gesetzten Tagebuchauszüge zeugten von den Hoffnungen und Wünschen der Tagebuchschreiberinnen. Sie sollten sich nicht erfüllen: Anne Frank wurde in den ersten Monaten des Jahres 1945 von den Nationalsozialisten ermordet, nachdem ihr Amsterdamer Versteck verraten worden war. Elisabeth Block kam 19jährig nach ihrer Deportation in einem der Lager Belzec oder Sobibor ums Leben.

Schülerin in Rosenheim

Elisabeth Block war Schülerin der heuten Elisabeth-Block-Schule, die während der NS-Zeit nicht als Mittelschule, sondern als „Haustöchterschule“ geführt wurde. 1938 wurde ihr als Jüdin der Schulbesuch gänzlich verboten, später musste sie Zwangsarbeit auf einem Bauernhof leisten. Auch davon schreibt sie in ihren Tagebüchern.

Besonderer Ort

Ganz nahe rückten die Geschehnisse der NS-Zeit als Livia Schoeler folgendes Zitat aus Elisabeth Blocks Tagebüchern vortrug: „Ich fuhr am nächsten Tag unter Herzklopfen in meine Schule nach Rosenheim, um meine Zeugnisse zu holen, musste dort ca. eine Stunde warten, währenddessen ich verschiedene meiner alten Lehrer und Lehrerinnen wiedersah und von ihnen aufs Herzlichste begrüßt wurde als „alte Bekannte“. Ja. Genau. Alte Bekannte…“ Dies notierte die junge Frau am 6. April 1941.

Die Aufführung des Einpersonenstücks fand im Musiksaal der Schule statt. Der Saal liegt im alten Gebäudebereich der Schule, also genau dort, wo die Tagebuchschreiberin die Schule besucht hat und dann nicht mehr besuchen durfte.

Der Aufführungsort war auch für das Theaterensemble ganz und gar nicht alltäglich. Andreas Schwankl betonte in seinen Abschlussworten: „Es war etwas Besonderes für uns und es war uns eine Ehre.“

Zukunftsperspektiven

Auch nächstes Jahr wird die Schule an das Schicksal von Elisabeth Block gedenken, Überlegungen dazu gibt es schon. Mehr wollten die beiden Lehrerinnen Monika Gilch und Kerstin Pöppel, seit Jahren die Organisatorinnen des Gedenkens, noch nicht preisgeben.

Ein konkretes Angebot für die Freizeitgestaltung der Schülerinnen hatte das Junge Theater Rosenheim übrigens auch im Gepäck: Es lädt zum kostenlosen Schauspielunterricht ein. Jede und jeder ab 13 kann hier einmal wöchentlich mitmachen.

Links
Elisabeth-Block-Schule
Junges Theater Rosenheim

Foto 1: Livia Schoeler spielt „Ich werde, hoffe ich…“
Foto 2: Kerstin Pöppel und Monika Gilch vor der Erinnerungswand im Foyer der Schule

(15.2.25; Irene Stuiber)