Ulrich Trebbin, Journalist und Therapeut

Gespräch im Unterricht: Die unsichtbare Guillotine. Das Fallbeil der Weißen Rose und seine Geschichte

Historische Bildungsveranstaltung für Schüler*innen

Die Guillotine des Gefängnisses München-Stadelheim ist ein vergessener Gegenstand, der die Geschichte der Todesstrafe in Bayern lebendig machen kann. Im Königreich Bayern wurden mit ihr ab 1855 noch Mörder*innen hingerichtet, dem NS-Staat diente sie dann zur Beseitigung von Widerstandskämpfer*innen, aber auch von „Volksschädlingen“ oder „Gewohnheitsverbrechern“. Unter ihrem Messer sind mindestens 1.323 Menschen gestorben – knapp 1.200 von ihnen in der NS-Zeit. Reichsweit gab es 12.000 Opfer der Todesstrafe, darunter viele Zwangsarbeiter.

2014 hat der Journalist Ulrich Trebbin für den BR aufgedeckt, dass die Guillotine 1945 nicht – wie kolportiert – in der Donau versenkt, sondern zunächst in der JVA Regensburg und seit 1974 im Depot des Bayerischen Nationalmuseums versteckt wurde. Der Freistaat hat die Ausstellung der Guillotine daraufhin verboten.

Bei der Recherche für ein Radiofeature zum Thema ist Ulrich Trebbin mit dem Mikrofon in eine 11. Klasse gegangen, um zu erfahren, wie Jugendliche zu dem Gegenstand heute stehen. In der Diskussion waren die Schüler*innen hellwach beteiligt und sowohl an der Geschichte der Guillotine interessiert als auch an der aktuellen politischen Frage, wie wir heute mit ihr umgehen. Sie wollten sie zwar fast alle gerne selbst einmal sehen, um auf diese Weise Kontakt mit der Vergangenheit aufzunehmen, diskutierten aber die Frage der Ausstellbarkeit differenziert und kontrovers. Ulrich Trebbin fand dieses Unterrichtsgespräch so interessant, dass er anbietet, eine entsprechende Veranstaltung auch mit weiteren Schulklassen oder Gruppen durchzuführen.

Anhand der Guillotine von Stadelheim lassen sich viele historische Aspekte beleuchten: Das Verhältnis des NS-Staates zu Widerstand, Freiheit und Andersartigkeit, zu seinem Verständnis von „Volkskörper“ und Auslese oder zur Gleichschaltung von Gesetzgebung und Justiz. Sie kann viele Geschichten „erzählen“: von der Todesstrafe in Bayern ab 1854, den selteneren Hinrichtungen am Ende der Weimarer Republik, vom „Räuber Kneissl“, der Weißen Rose oder vom Scharfrichter Johann Reichhart und schließlich, wie die Guillotine nach 1945 versteckt wurde und wie schwer wir uns heute immer noch mit diesem belasteten Gegenstand tun.

Zielgruppe
Jugendliche ab 12 Jahren, unabhängig von der Schulart.

Referent
Ulrich Trebbin ist Radio- und Onlinejournalist beim Bayerischen Rundfunk und Gestalt- und Traumatherapeut in eigener Praxis. In zahlreichen Radiosendungen hat er sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie wir heute mit unserem nationalsozialistischen Erbe umgehen. 1996 hat er in Regensburg das erste Staatsexamen in Latein und Französisch (Lehramt Gymnasien) abgelegt. Im Februar 2023 ist im Pustet Verlag sein Buch „Die unsichtbare Guillotine. Das Fallbeil der Weißen Rose und seine Geschichte“ erschienen.

Weitere Informationen und Kontakt
E-Mail: ulrich.trebbin@gmx.de