NS-Dokumentationszentrum München
„Das Eichendorff-Gymnasium und seine jüdischen Schülerinnen in der NS-Zeit“ – Zwei W-Seminare
Das heutige Eichendorff-Gymnasium in Bamberg war ursprünglich ein Mädchenlyceum mit dem Namen Bachschule, das bis 1938 viele jüdische Schülerinnen besuchten – in den Jahresberichten der Schuljahre von 1930/31 bis 1937/38 finden sich insgesamt 40 Namen von Schülerinnen jüdischen Glaubens.
Anstoß für das Projekt war der Fund von Schülerakten der Schule aus der Zeit des Nationalsozialismus. Inzwischen haben zwei W-Seminare stattgefunden. Insgesamt 28 Schülerinnen recherchierten im Rahmen des Seminars die Biographien von 30 ehemaligen jüdischen Schülerinnen der Schule.
Im Vordergrund stand dabei zuerst die aufwändige und oft mühsame Archivarbeit, die Interpretation der Quellen sowie deren historische und religiöse Einbettung in das Zeitgeschehen. Wer waren diese Schülerinnen? Wie haben sie und ihre Familien in den 1930er Jahren in Bamberg gelebt? Wie ist die Bamberger Bevölkerung und die Schule mit ihnen umgegangen? Und: Was ist aus ihnen geworden? Konnten sie in andere Länder emigrieren, sich verstecken oder sind sie in der Shoa ermordet worden? Die Arbeit an der Biographie hat bei den Teilnehmerinnen einen Prozess in Gang gesetzt. Sie haben an einer konkreten Biographie sehen können, wie sich Ausgrenzung, Anfeindung und Verfolgung im Leben eines Menschen auswirken. Und den 30 Namen wurde eine Geschichte und ein Gesicht gegeben, das erinnert werden kann – in einer Zeit, in der neue Wege der Erinnerungskultur beschritten werden müssen.
(Foto: Brigitte Kaiser, Text: Alina Rölver)